Ilija Trojanow & Chenjerai Hove
Verlag Frederking & Thaler, München 2007, Sonderauflage (Erstauflage 1996), 127 Seiten, € 19,90
„Wenn Stimmen wie diese mehr Gewicht hätten, dann würden die Menschen in Harmonie mit der Natur leben, statt sie zu versklaven“, sagt der „Weltenbummler“-Autor Trojanow im Schlusswort. Der seit kurzem in Wien lebende internationalistische Autor und Denker par excellence war mit Chenjerai Hove, dem wohl bekanntesten Autor Zimbabwes, in jungen Jahren aufgebrochen, um die Weisheit der Ältesten dieses Landes zu dokumentieren. Ihre Worte führen uns in unser aller Vergangenheit zurück, vermitteln die heute vielfach verloren gegangene Kraft einer Verwurzelung in der Natur. „Wahrscheinlich werden die Europäer diese Fähigkeit nur mühsam wiedererlangen, aber sie könnten zumindest ihre Begrenztheit erkennen und etwas Demut lernen“, hofft Trojanow.
In den Aussagen der Weisen Zimbabwes kommt die Weisheit so vieler indigener Völker der Welt zum Ausdruck. Egal, ob die Indianer Nord- oder Südamerikas, die australischen Aborigenes, die Urbewohner Südostasiens – sie alle wussten um den Stellenwert des Menschen in der Natur als gleichberechtigter Teil eines Ganzen, um unsere Condition humaine als Gäste auf diesem Planeten und nicht als Herren, die sich die Erde untertan machen sollen.
Ist es das Wissen einer untergehenden Welt, das Trojanow und Hove vor uns ausbreiten? Es mag den Anschein haben, denn keine Regierung Afrikas und kaum ein Stammesführer in diesem Kontinent handelt nach diesen Prinzipien. Die so genannten Sachzwänge einer falsch verstandenen Entwicklung haben dieses Wissen unter Druck gebracht, es in den Untergrund verdrängt. Die Mutter Erde wurde und wird in die Agonie getrieben. Dennoch stehen den Kräften der Zerstörung weiterhin jene Kräfte entgegen, die sich in den Visionen der „Hüter der Sonne“ manifestieren. Kräfte, die auch in der weltweiten ökologischen und globalisierungskritischen Bewegung ihren Ausdruck finden.
„Eines unserer Probleme ist die neue Weisheit“, sagt Aiden Tevera Manwa, Chief und Geisthüter des Manwa-Volkes, wobei er damit den vorherrschenden Zeitgeist meint. „Sie bietet keinen Raum für die alte Weisheit unserer Völker. Die Weisheiten liegen im Widerstreit. Die neue Weisheit ist eine Weisheit der Eroberung, der Vertreibung anderer Weisheiten. Die alte Weisheit hat sich zurückgezogen und erwartet den Tag, an dem sie wieder aufgesucht werden wird.“